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Presseschau – AN – „Halbherzige Gehweglösung“

04. Juli 2011

„Halbherzige Gehweglösung“

Rund um den Tivoli: SPD und CDU regen in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte an, die Sicherheit für Fußgänger zu erhöhen. Taxilösung muss auch her.

Von Werner Czempas

Aachen. „Wir alle müssen uns Asche aufs Haupt streuen: Bei der Planung für den neuen Tivoli haben wir den Taxistand vergessen.“ Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Heiner März (SPD) gab sich in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte reumütig. Weshalb die SPD beantragt hatte, „nach Möglichkeiten zu suchen, wie in der Nähe zum Eingang Südost des neuen Tivolis ein Taxistand eingerichtet werden kann“.

Die SPD will nicht nur den Taxen helfen. Sie regte zudem an, sich am Tivoli um die Sicherheit der Fußgänger zu kümmern. Bis zum Eck Merowingerstraße „kann der Bürgersteig diese Menge nicht mehr aufnehmen“, sagt Alemannia-Fan Heiner März. Fans drängeln über den Radweg und die rechte Fahrspur der Krefelder Straße. „Das Chaos wird noch auf die Spitze getrieben“, so März, wenn Reisebusse im Bereich der Fußgängerbrücke aufgeschultert auf Radweg und Bürgersteig stehen, um nach Spielende ihre Fahrgäste aufzulesen.

So schickte die Verwaltung jemanden los, das Spektakel zu fotografieren. Von der Fußgängerbrücke Richtung Tivoli. Nach dem Spiel gegen Aue zwar, das nur 13 000 Zuschauer lockte, aber auch diese Fotos dokumentieren die Dramatik. Weshalb die Verwaltung vorschlägt, den Gehweg zwischen Stadionvorplatz und dem Aufgang der Fußgängerbrücke um zwei Meter auf 4,50 Meter zu verbreitern. Kosten 26 000 Euro. Hinter der Brücke würden sich die Massen „entzerren“. Das sei „die geeignete Lösung“.

Geeignet fand Bezirksvertreter Heiner März das nicht. Er wunderte sich. Wäre von der Fußgängerbrücke nicht nur Richtung Tivoli fotografiert worden, sondern auch stadteinwärts, sei festzustellen, dass sich hinter der Brücke die Menge keineswegs entzerre. März: „Kaum einer geht über die Fußgängerbrücke.“ Die Verbreiterung des Gehweges müsse deshalb bis zur Merowingerstraße durchgezogen werden. Die Verwaltung möge „einiges nachbessern“. Das überzeugte auch die CDU. Marianne Conradt sah „die Dinge nicht zu Ende überlegt“.

Nicht nur die halbherzige Gehweg-Lösung verstimmte März. Seine Fraktion führte einen möglichen Taxistand für den Bereich des ehemaligen Restaurants „Zweistromland“ an. „Nicht praktikabel”, befand die Verwaltung, „mit dem Schlusspfiff im Stadion setzt sich eine Menschenmasse in Bewegung, die über 15 Minuten den stadteinwärts rechten Gehweg für Autos undurchlässig macht“. In der Zeit könnten Taxen den Parkplatz des ehemaligen Zweistromlandes weder verlassen noch anfahren. Immerhin: Für die nächste Sitzung legt die Verwaltung eine Skizze vor nebst Vorschlag, welche Abschnitte bis zur Merowingerstraße verkehrssicherungspflichtig gemeistert werden könnten.

Und die Taxis? Weiß der Himmel, eine Posse allemal, was rund um sie geschah. In der ersten Spielzeit auf dem neuen Tivoli bot die Alemannia als Verwalter eines Privatparkplatzes zwischen Stadion und Albert-Servais-Allee einen Teil der Aachener Autodroschken Vereinigung an und zäunte die Fläche zu jedem Spiel gegenüber dem Restparkplatz auch ab. Das funktionierte ausgezeichnet. Zu Beginn der neuen Saison hat die Alemannia die Bewirtschaftung der Apag übertragen. Auch sie hält das Teilstück für Taxen parat, hat aber „kein Personal, um die jeweils notwendige Abflatterung zum übrigen Parkplatz vorzunehmen“. Auch die Droschken-Vereinigung sieht sich dazu „außer Stande“. Und deshalb ist, mangels diplomierten Abflatterungs-Fachpersonals, der ungeflatterte Taxistand direkt am Stadion einfach weggefallen.

„Bei der Planung für den neuen Tivoli haben wir den Taxistand vergessen.“ – Heiner März, stellvertretender Bezirksbürgermeister

Aus: Sa, 2. Jul. 2011 – Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 19

Themen: Der Aachener Norden, Kommunalpolitik, Presse, Soers