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Nachbericht zur Alemanniarettung

08. März 2012

In der gestrigen Sondersitzung des Aachener Stadtrats wurde die Entscheidung über die finanzielle Rettung der Alemannia gefällt. Leider fand die Diskussion teilweise nicht öffentlich statt und leider ist auch die ausführliche Vorlage der Verwaltung nicht öffentlich. Ich muss also bei diesem Bericht auf eine Beschreibung der genauen Rahmenbedingungen verzichten und darf nur diejenigen Informationen nutzen, die ohnehin öffentlich sind. Ich frage mich, ob nicht ein „AachenLeaks“-Portal manch einen Eiertanz überflüssig machen würde und ob der unzweifelbar entstehende Schaden nicht in vielen Fällen deutlich geringer ausfallen würde, als angenommen.

Doch zur Entscheidung selbst. Es gab grundsätzlich zwei verschiedene Modelle, die ich im folgenden ausschließlich aus städtischer Sicht und als „Nicht-Fussball-Fan“ beschreiben möchte:

1. Keine weitere Unterstützung für die Alemannia
Diese Entscheidung hätte für die Stadt Aachen zu sofortigen Kosten von ca. 5 Millionen Euro geführt und darüber hinaus eine jährliche Belastung des Haushalts von ca. 600.000 Euro nach sich gezogen (ausfallende Einnahmen bei städtischen Gesellschaften und Erbpachtzahlungen).
Alemannia wäre insolvent, das Stadion würde versteigert und vermutlich kurzfristig an die Stadt Aachen fallen. Die Unterhaltskosten und die Auswirkungen auf den Sportpark Soers sowie die Soers selbst sind nicht absehbar, aber sicherlich nicht positiv.
Der große Vorteil dieser Lösung ist, dass man kein weiteres Risiko für über 40 Jahre zu tragen hat und der städtische Haushalt nicht vom sportlichen Erfolg der Alemannia abhängig ist. Der Eindruck, den die Alemannia Geschäftsführung in den letzten Monaten gemacht hat, verlieh dieser Lösung einen besonderen Charme und ich bin mir sicher, dass es bei einem professionelleren Auftreten auch eine deutlichere Mehrheit für die Rettung gegeben hätte als ohnehin.
Schließlich hätte die Insolvenz sicherlich für eine Beschleunigung der Fehleranalyse rund um den Stadionbau gesorgt, die ohnehin mittelfristig anstehen muss, um die Ursachen zu finden, zu beseitigen und dadurch das beschlossene städtische Engagement abzusichern.

2. Das Rettungskonzept, wie es beschlossen wurde
Das Rettungskonzept sieht vor, den Stadionkredit in seiner Laufzeit zu verlängern und teure Darlehen gegen günstigere auszutauschen. Ein externes Gutachten hat nachvollziehbar ergeben, dass sich die Alemannia mit einer jährlichen Belastung aus Stadionfinanzierung von ca. 2 Millionen finanziell halten kann. Dabei wurden extrem konservative Rahmenbedingungen angelegt, so dass ich diesem Zahlenwerk vertraue und es zur Grundlage meiner Entscheidung heranziehen kann. In der Folge wurden verschiedene Geldgeber gesucht, die sich an der günstigen Finanzierung beteiligen. Die Stadt Aachen ist einer der beiden Hauptkreditgeber und beteiligt sich indirekt mit 18,5 Millionen Euro. Dieses Geld muss die Stadt selber als Kredit aufnehmen und weiterleiten – Belastungen für den Haushalt entstehen dabei keine.
Durch dieses Konstrukt ist die Stadt Aachen jedoch direkt mit dem Risiko verbunden, dass die Alemannia in die dritte Liga absteigt. Dies würde dazu führen, das die Alemannia die Raten nicht mehr zahlen könnte, was wiederum einen jährlichen Ausfall von ca. 600.000 Euro nach sich ziehen würde.
Darüber hinaus besteht das Risiko, dass die Alemannia trotz der Rettungsaktion noch insolvent würde. Dies kann ich mir jedoch kaum vorstellen. Ein Abstieg in Liga vier oder eine absolut verfehlte Finanzpolitik der Alemannia-Geschäftsführung wären dabei Szenarien, die mir in den Kopf kommen.
Um dieses Risiko zu minimieren ist die Stadt in Zukunft mit nicht zu unterschätzenden Rechten an den Entscheidungen der Geschäftsführung beteiligt, so dass es definitiv ein gesichertes, nachhaltiges Controling geben wird.
Die große Chance dieses zweiten Modells ist die Sicherung der städtischen Einnahmen aus der Alemannia sowie den Erhalt eines Vereins der für viele Menschen unserer Stadt von einer enormen Bedeutung ist und eine überregionale Strahlkraft besitzt.

Die Frage war also:


Alemannia insolvent, kein Profifußball mehr, 5 Millionen sofort verloren, jährliche Mindereinnahmen von 600.000

oder

Alemannia wirtschaftlich gerettet und an der kurzen Leine kontrolliert, kein sofortiger Verlust, Risiko eines Abstiegs in die dritte Liga und die damit verbundenen jährlichen Kosten von 600.000 Euro, bis dahin weiterhin Einnahmen in Höhe von jährlich 600.000 Euro?

Ich habe mich aus wirtschaftlichen Gründen für die Variante zwei entschieden und der „Rettung“ zugestimmt.


Natürlich sind mit diesen Szenarien weit mehr Informationen und Details verbunden, aber leider darf ich diese hier nicht veröffentlichen sondern muss mich auf die Quellen beziehen, die sich bereits im Internet wiederfinden.
Falls Sie Fragen oder Kritik haben, freue ich mich auf Ihre Email oder Ihren Kommentar!

Quellen:
Aachener Nachrichten – Entschieden: Stadt stellt sich hinter die Alemannia
Aachener Zeitung – Entscheidungsspiel mit Bravour gemeistert
Bericht auf „diekartoffelkaefer.de“
WDR – Schwarz-Gelber Rettungsschirm

Themen: Der Aachener Norden, Kommunalpolitik, Presse, Soers