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Gastbeitrag: Gedanken zum Bewohnerparken

15. März 2011

Nach einem Artikel zum „Postamt“ in Aachen, hat sich ein weiterer Gastautor gefunden, der seine Gedanken zu Öcher Themen auf meiner Homepage darstellen möchte.

Herr Werner brennt das Thema „Anwohnerparken und die Pläne der Stadt Aachen diesbezüglich“ unter den Nägeln. Herr Werner ist starker Befürworter einer sehr restriktiven Form des Bewohnerparkens. Er wird in der nächsten oder übernächsten Sitzung des Facharbeitskreises Mobilität der SPD Ratsfraktion seine Vorstellungen mit uns diskutieren. Wenn auch Sie Interesse haben, das Thema zu besprechen oder einen eigenen Gastautorenbeitrag zu veröffentlichen, dann rufen Sie an oder schicken Sie mir eine EMail. Hier nun der Gastbeitrag von Herrn Werner, er ist als Diskussionsbeitrag zu verstehen und entspricht nicht der Positionierung der SPD zum Thema oder meiner eigenen Meinung:

Sie haben mich [Herrn Werner] als einen Menschen kennengelernt, der Dinge bewegen möchte und kann. Deshalb bin ich Unternehmer geworden und lebe das im Job wie privat. Und so denke ich, dass die Diskussion um das Anwohnerparken eine ganz neue Qualität bekommt, wenn folgende Ziele konsequent verfolgt werden:

1. Anwohnerparken muss dazu dienen, Parkraum für private Fahrzeuge zu organisieren und zu kanalisieren.

2. Die Stadt Aachen muss ein Exempel statuieren, dass Lebens- und Wohnraumqualität nicht auf dem Altar der Automobilität geopfert werden darf.

3. Die Anmeldung von mehr als einem Auto pro Haushalt muss mit einem Nachweis einhergehen, dass für das Fahrzeug ein PRIVATER Stellplatz vorhanden ist.

4. Wird dieser Stellplatz nicht nachgewiesen und nachweislich genutzt ist die Stadt Aachen berechtigt eine deutlich höhere Jahresgebühr für das Anwohnerparken von dem Eigentümer des Zweit oder Drittfahrzeuges zu verlangen, die in der Größenordnung eines privaten Stellplatzes liegen muss. Damit soll ein Anreiz geschaffen werden entweder kein WEITERES Auto anzuschaffen oder wenigstens PRIVATEN Parkraum anmieten und damit den öffentlichen Raum zu entlasten.

5. Ist der Fahrzeugeigentümer dazu nicht bereit, bekommt er keinen Anwohnerparkausweis!

6. Für den Anspruch auf Anwohnerparken muss ZUSÄTZLICH eine Mindestkilometer-Leistung pro Jahr (z.B. >10.000km) nachgewiesen werden, aus der hervorgeht, dass das Fahrzeug für den Job wirklich zwingend nötig ist, wenn ein ÖPNV keine mögliche Alternative ist (ich könnte z.B. nicht jeden Tag 1,5h nach Jülich und 1,5h zurück mit dem Bus fahren..).

Warum diese radikal anmutenden Forderungen?

Ich wohne mit meiner Familie seit 16 Jahren in einer kleinen Anliegerstraße im Viertel, die in den 30er Jahren geplant und gebaut wurde, als ein Auto den oberen 10% der Bevölkerung vorbehalten war. Heute ersticken wir unter dem unsäglichen Drang nach individueller Mobilität: jedem sein Auto, koste es was es wolle!

In meiner Straße ist die durchschnittliche Breite der Reihenhäuser ca. 6m, also genau die Länge EINES Autostellplatzes. Somit ist es mathematisch nicht möglich, dass mehr als EIN Auto pro Haushalt in dieser Straßen parken kann. Dazu muss ich nicht Ingenieur sein, das kann schon mein siebenjähriger Sohn in der Grundschule rechnen. In den Nachbarstraßen stehen nur mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser, da ist die Kalkulation noch krasser.

Diverse Nachbarn sehen das anders, wollen oder können diese simple Arithmetik nicht verstehen. Sie kaufen sich Autos und nehmen es ganz selbstverständlich in Anspruch, dass andere Nachbarn ihren Lebensraum dafür hergeben müssen. ES IST ASOZIAL, dass man einen Zweit-, Dritt- oder gar Viert-Wagen anmelden und den Nachbarn vor die Tür stellen darf statt einen PRIVATEN Stellplatz anzumieten!

Das muss seitens der Stadt geändert werden!

Ich pendle jeden Tag zwischen Jülich und Aachen, komme abends erst nach 19 Uhr nach Hause. Zu der Zeit ist meine Straße zugeparkt von diversen Fahrzeugen der Nachbarn, die nicht – wie wir als Familie Werner – nur EIN Auto, sondern bis zu 4 Fahrzeuge (!!) pro Haushalt halten und hier parken wollen. Darunter sind sogar Fahrzeuge, die die Silbe „mobil“ nicht verdienen (unser direkter Nachbar zur Linken erzählte mir, dass der Zweitwagen seiner Frau in 15 Jahren in Gänze gerade mal 30.000km gefahren wurde, d.h. nur 2000km pro Jahr! Da fährt selbst mein ältester Sohn mit dem Bus zur Schule noch weiter…).

Und dann sind da mehrere Haushalte, deren Einfahrt markiert und damit zu Parkzwecken nicht freigegeben sind, obwohl diese gar kein Auto haben! D.h. die Genehmigung und Aufrechterhaltung einer Markierung muss mit dem JÄHRLICHEN Nachweis einhergehen (wie beim Anwohnerparkausweis), dass in dem betreffenden Haushalt ein Fahrzeug angemeldet ist, welches die Einfahrt auch wirklich nutzt. Bei uns in der kleinen Straße wären das 4-5 zusätzliche Parkplätze, die zur Verfügung stünden, wenn die Autolosen Haushalte mit Garageneinfahrt ihre Markierung verlieren würden.

Meine Frau hat sich vor Monaten bei Cambio angemeldet und mietet einen Wagen stundenweise, statt sich einen eigenen Wagen mit 10m² Stellfläche im öffentlichen Raum vor die Tür zu stellen. Sie ist hochzufrieden mit dieser Art einer „INTELLIGENTEN MOBILITÄT“. Es geht also auch anders!

Herr Servos, gerne würde ich die 6 Punkte zum „Anwohnerparken“ mit Ihnen gemeinsam bei der Stadt Aachen forcieren und konsequent durchsetzen. So können wir gemeinsam ein Paradigmenwechsel in Gang setzen und mehr und mehr Mitmenschen dazu bringen das „Besitzen“ durch „Nutzen“ zu ersetzen.

Gerne höre ich dazu von Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Werner

Themen: Der Aachener Norden, Kommunalpolitik, Passstraße