Update: Hier der Vortrag zur Campusbahn im Rat der Stadt.
Der ÖPNV wird wohl langfristig nicht allein mit Bussen zu bewältigen sein – und das Förderfenster für solche Projekte schließt sich.
Vielleicht werden wir uns die Bahn nicht leisten können, sie uns aber leisten müssen. – Heiner Höfken (Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion)
Wenn man über die Kosten redet, muss man auch fragen: Was wäre die Alternative? – Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU)
Diese beiden Zitate bringen es wohl auf den Punkt: Können wir es uns leisten, auf ein modernes Rückgrat für den ÖPNV in Aachen zu verzichten?
Derzeit sprechen wir über eine Mehrbelastung für den Haushalt der Stadt Aachen von ca. 5 Millionen Euro pro Jahr. Diese Summe ist gigantisch und darf bei aller Euphorie über das hervorragende Konzept nicht unter den Tisch fallen. Aber die Frage muss auch lauten: Was kostet es uns in 15-20 Jahren, wenn wir die Bahn heute nicht bauen? Wie schaffen wir es sonst, die Kapazität des ÖPNV bedarfsgerecht zu erhöhen? Wie schaffen wir es sonst, unsere Betriebskosten wenigstens mittelfristig vom Ölpreis abzukoppeln? Und wie schaffen wir es sonst, das Henne-Ei-Problem der Elektromobilität für unsere Stadt zu lösen?
Vor diesem Hintergrund sollte die Antwort aus mobilitätspolitischer Sicht lauten: Wir brauchen die Campusbahn unbedingt!
Ob diese Antwort nach einer tiefergehenden Analyse der Finanzierung und einem Abgleich der Prioritäten über alle kommunalpolitischen Handlungsfelder noch die richtige ist, kann ich derzeit noch nicht sagen, auch wenn ich als Mobilitätspolitiker ein Befürworter der Bahn bin. Hierzu werden wir in der SPD Ratsfraktion und bei einem Sonderparteitag der Aachener SPD intensiv diskutieren und ich freue mich auf Ihre Fragen und Anregungen zum Thema!
Ein Diskussionspunkt, der sich bereits gestern abzeichnete, ist die Genauigkeit der Kostenabschätzung. Hierzu kann ich nur betonen, dass die Berechnungen sehr konservativ durchgeführt wurden und es sogar noch einige Positionen gibt, die meiner Ansicht nach deutlich zu hoch angesetzt wurden. Insbesondere die Frage des Betriebshofs, der nicht förderfähig ist, springt mit einem Betrag von ca. 25 Millionen Euro ins Auge. In Kombination mit den Fahrzeugen, die ebenfalls nicht förderfähig sind, ergibt sich hier ein großes Synergiepotenzial:
Seit 1838 werden am traditionsreichen Standort an der Jülicher Straße Schienenfahrzeuge produziert (Talbot/Bombardier). Die im Laufe von Jahren und Jahrzehnten aufgebaute Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Aachener TALENT-Schmiede kann sicherlich auch der Campusbahn zu Gute kommen. Der aktuelle Schwerpunkt der Arbeiten im Aachener Werk liegt auf der Endmontage und der Prüfung von Schienenfahrzeugen, also nicht weit entfernt von den Aufgaben, die im Depot der Campusbahn anfallen würden. Meines Wissens nach sind sogar die benötigten Kapazitäten vorhanden.
Darüber hinaus liegt der Standort direkt an der ohnehin geplanten Schienenverbindung zwischen dem Bushof und dem Stadtteil Haaren, so dass keine zusätzlichen Gleisanlagen errichtet werden müssten. Im Gegenteil: Durch eine mögliche Kooperation mit einem Aachener Werk, ließen sich bei der Einrichtung des benötigten Depots sowie dem Erwerb der Fahrzeuge aller Voraussicht nach große Synergieffekte erzielen.
Für uns im Aachener Norden wäre die folgende Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze von besonderer Bedeutung und würde die Anstrengungen der Arbeit im Programm „Aachen Nord“ hervorragend unterstützen.
Abschließend ließe sich durch einen zusätzlichen Bedarfshalt die Nutzung der Tivolibrücke übrigens mit Sicherheit drastisch erhöhen.
Hier noch einige Links mit Informationen zum Thema: